13 NOVEMBER 1936, Page 16

- Ein Fischerei-Jubilium

Von einem deutschen Kortespondenten I Von fiinfzig Jahren lief der erste deutsche Fischdampfer " Sagitta " von Wesermfinde in die Nordsee aus. Schon each fiinf Jahren befuhren die deutschen Fischdampfer das Meer bis nach Island. Um die Jahrhundertwende war die Zahl der Dampfer auf 123, zu Kriegsbeginn auf 263 gestiegen, die in Cuxhaven, Hamburg, Wesermtinde stationiert waren. Im Kriege wurden rund 180 Fischdampfer verloren, aber die Zahl der Schiffe stieg wieder schnell, so dass man heute eine Flotte von 350 Dampfern zahlt, von denen 200 is Wesermtinde, dem grossten Fischereihafen deS Kontinents; iiihause sind.

Die Fahrten sind• immer mehr ausgedehnt worden. - Vor 50 Jahren wurdc nur die nachste Kiiste befahren, etwa bis zur Mahe Norwegens. Spater aber dehnten sich die Fahrten immer welter nach Norden and Nordosten aus. Man kam his an die Banke der Barenin,sel, drang vor ins Weisse Meer and gelangte schliesslich bis GrOnland. Durch den Ban von Schleusen in Wesermtinde, durch die Einffihrung des Grund- schleppnetzes (Trawl), das die Englander bereits seit dem Jahre 1400 benutzten, durch die Organisierung eines Fisch- sonderzug-Verkehrs, durch die Errichtung grosser Kfihlan- lagen ist die Fischerei enorm gewachsen. Der Gesamtver- brauch ist vom letzten Vorkriegsjahr his zum letzten Jahr um 100 Prozent gestiegen. Im ersten Jahre der Hochsee-Fischerei wurden 7 Millionen Pfund gelandet, im ftinfzigsten Jahr sind es 667 Millionen Pfund, die einen Wert von 52 Millionen Mark darstellen.

In Deutschland herrschte lange ein Vorurteil gegen den Seefisch. Anders als in England ist auf dem Kontinent der Seefisch noch hinge kein selbstverstandliches Volksnahrungs- mittel, das in seiner Cute und Billigkeit alle Konkurrenz schliigt. England verbraucht an Frischfischen das Doppelte wie Deutschland. England besitzt aber such die grosseren Fischdampfer, die mit ihren 1000 Tonnen den 400 Tonnen Dampfern Deutschlands uberlegen sind. - Es gibt natiirlich such gewisse Gefahren bei der Hochsee- fischerei. Wir meinen jene 2.300 Fischer, die in den 50 Jahren deutscher Fiseherei in ihrem Bend gestorben sind. Durch die Verbesserung der Fangmethoden werden aber auch die jungen, noch nicht marktfahigen Fische vernichtet, ein Verltist, der in die Millionen geht. Manche Lander fangen die Fische jeder Art and Grosse und verarbeiten sie zu Fischmehl. her sind leider noch keine internationalen Abkommen getroffen worden, die zum Beispiel die Maschenweite der Schleppnetze kontrol- licren. Die " Seefischerei-Forschung " ist noch. eine junge Wissenschaft, die vielleicht erst spater einmal der Praxis der Fischerei ntitzlich werden wird.

Zum ffinfzigjahrigen Jubilaum der deutschen Hochsee- fischerei hatten sich alle interessierten Personlichkeiten von Industrie, Marine und Wissenschaft in Wesermtinde-Bremer- haven eingefunden, das durch die Anwesenheit von General Goering, dem Schirmherren slier Flieger, Jager and Fischer, eine besondere Weihe erhielt. In der festlich geschmtickten Stadthalle in Bremerhaven wurde die Feier mit einer Ouver- Vire " Friedensfeier," einem Vorspruch von dem Dichter Rudolf Kienau, verschiedenen Reden von Direktoren, Staat- sekretaren, Admiralen, Doktoren eroffnet. Zehn Fischer, die seit ffinfzig Jahren auf Fischfang gegangen waren, wurden geehrt. Dem Fiihrer wurde telegraphiert. .Dann wurde an der Verbindungsbriicke von Wesernmunde nach Bremerhaven ein Ehremnal ffir den 13egrfinder der deutschen Dampfhochsee- fischerei, Friedrich Busse, eingeweilrt. Spates besichtigte man das Fischereimuseum, wo ein. Direktor Reissner fiber das Wesen der Hochseefischerei sprach and den Malern and Bildhauern die Mille der Motive anpries.

Der Mittelpunkt der Feier aber bildete Herr. Goering. Der Schirmherr der Hoehseefischerei versicherte, welehe hohere Bedeutung die Fischerei gewinnen werde, wenn Fett and Fleisch knapp werden. Man werde die Flotte weiter ausbauen und, das notwendige, stahlharte Personal erziehen. Spater, nach der. Grundsteinlegung des Hochseefischer-Ehrenmals, sprach der Schirmherr noch einmal im Rathaus, wo er einen Ehrentrunk und den Ehrenbiirgerbrief erhielt, um abschlies- send noch eine grosse Parade fiber alle politische. and mili- tiirische Formationen abzunehmen.

Dean auch weiterhin liegt Dcutschlands Ziakunft sowohl auf •dcm wie in dem Wasser • F::