INSIGNIEN UND KLEINODIEN
[Van Inem deutschen Korrespondenten)
DAS Dritte Reich in seiner merkwiirdigen Mischung von traditiOnelleni Aberglauben:und dynamischen Zukunftsglauben. ist em n vollig neuartiges Staatsgebilde. Die Anlehnung an das Vergangene, wie es sich in der Bezeichnung des " Dritten " Reiches offenbart, die Ahnung von etwas Neuern, wie es sich mit dem Begriff des Nationalsozialismus verkniipft, beides zusammen ergibt ein Raise!, das bis heute von den wenigsten erfasst, geschweige denn gelost wurde. Der Fiihrer selbst, unermiidlich im Entwerfen von neuen Abzeichen, Fahnen, Orden, Palasten, Stadten, Strassen usw. muss doch irgendwo • noch eine starke Bindung zu den Dingen mystischer Vergan- genheit haben. Als Katholik Lisa. or_ seine Rosenbergc gegen. die Dunkelmanner der Zeit 'wettern, als Idol der Neuheiden: und Wotansanbeter lasst er der Lanze des Heiligen Moritz oder Mauritius und dem Zahn des Juden Johannes des Taufers beinahe gottliche Ehren erweisen.
Ein Tell dieses mittelalterlichen Spas ist nun unter gross- artigerr Zeremonien in die Stadt "in des Reiches Mine," den Sitz Streichers und der Parteitage zuriickgekehrt. Die Insignien und Kleinodien des Heiligen ROmischen Reiches Deutscher Nation sind nach Niirnberg zurtickgekonunen, zu " ewigem unwiderruffichem und unantastbarem Verbleib," wie es in der Urkunde vom 9. Februar, 1424, hiess und hcute eben wieder vom Fiihrer selbst bestatigt wurde.
Die Reichskleinodien bestandcn aus den Reichsinsignien, namlich aus Speer, Fahne, Stab und Kreuz, seit den Karolin- gem auch aus Krone, Zepter, Schwert, Schild und Reichs- apfel ; ferner aus den Reichsheilignimern und Reliquien ; schliesslich aus dem Ornat, der aus den KrOnungsgewandern und den dazu gehOrigen Kleidungsstficken bestand.
Im Mittelalter wurde das Oberhaupt des Reiches drei Mal feierlich gekront. Das erste Mal, em n pear Tage nach der Wahl, zum deutschen Konig mit der corona argentea in der Stiftskirche zu Aachen. Das zweite Mal beim Romerzug in Mailand mit der eisernen Langobardenkrone, der corona ferrea. . Das dritte Mal in Rom, wo der deutsche KOnig die goldene Kaiserkrone, corona aurea, vom Papstc aufgesctzt erhieit. Die ICaiserkrone stammt aus dem elften Jahrhundert. Vorher war die Konigslanze das Symbol der Macht, spater kam das Zepter als "Stab der Macht und Gerechtigkcit " hinzu. Im Kronschatz befinden sich noch zwei Schwerter. Das Schwert des Heiligen Mauritius wurde dem Kaiser im Kronungszug vorangetragen, mit dem Schwert Karl des Grossen wurde den Hiltem der Kroninsignien der Ritterschlag erteilt. Beide Schwerter stammen aus dem zwOlften Jahr- hundert. Aus dieser Zeit kommt auch der Reichsapfel, eine goldene Kugel, die Erde darstellend.
Die Reichsheilignimer bestehen aus den Reliquien und den Karolingischen Altertiimern. Erstere enthalten die Lan- zenspitze des Heiligen Mauritius, einen Span vom Kreuze Christi, einen Zahn von Johannes dem Tauter und ein Zerc- • monienschwert. Letztere vereinigen ein Evangelar, in Gold auf Purpur geschrieben, die Stephansburse mit Erde aus Palastina mid das Schwert Karls des Grossen. Der Kronungs- Ornat umfasst die Ober-und Untergewander, die Stola, Ganef, Striimpfe, Sandalen, Handschuhe, die bei allen Kronungen getragen werden mussten.
Die Geschichte der Insignien und Kleinodien ist sehr abenteuerlich gewesen. Zuerst fiihrten sic die Kaiser immer mit sich hertun und bargen sic in Kriegszeiten in festen Burgen. • Heinrich VI bestimmte urn ro90 das Reichsschloss Trifels in der Rheinpfalz als Wohnsitz der Reichsschatze. Karl IV aber entfiihrte sic nach Prag Und Kaiser Sigismund brachte sic im Hussitenkriege in die Festung Visegrad an der Donau. Von dort kamen sic auf Einspruch der Fiirsten nach Nurnberg, wo sic 372 Jahre lang verwahrt blieben und nur fiir die jeweiligen KrOnungen ausgeliehen wurden. In den Kriegen zur Zeit Napoleons wurde der Reichskronschatz nach der Eroberung Niirnbergs durch General Jourdan in Kisten verpackt mit Pferdediinger zugcdeckt upd nach Prag gesclunuggelt. Von dort gelangte er nach Wien, wo er seit 1826 in der Schatzkammer der Hofburg aufgestellt und für das Publikum oft ausgestellt wurde. Von hier aus sind nun Krone und Schwert Karl des Grossen mit allen anderen Kostbarkeiten nach Niirnberg gelangt, um hier in zehn Vitrincn in der Meistersinger-Kirche, auch .Katharinenbau genannt, zu " ewigen Verbleib " Auf- stellung zu finden. Sic ruhen im Friedm ! I