DEUTSCHE HERINGE
[VON EINEM DEUTSCHEN SORRESPONDENTEN] VON alien deutschen Fischen, die an deutschen Kristen darauf warten, gefangen und gegcssen zu werden, ist der Hering der haufigste und daher wich- tigste. In der deutschen Fischdampfer-Flotte, die etwa 400 'Schiffc umfasst, sind ungefahr 150 Schiffe, sogenannte Logger, allein fur den Heringsfang Die deutsche Hochsee-Fischerei, die in 33 Betrieben etwa 4.000 Arbeiter beschiiftigt, hatte 1931 in der Nordsee einen Ertrag von 3, 1 Mill. Doppelzentncr, in der Ostsce 0.3 Mill Dz, zusammen im Wert von 700 Mill. RM.
Der Hochstertrag der deutschen Loggerflotte wurde im vergangenem Jahre erreicht ; es werden rund 520,000 Fass oder Kantjes gaunt. Die Einfuhr von Heringen aus England, Holland, Norwegen ist betrachtlich zuriick- gegangen, von 820,000 Fass im Jahre 1932 auf 570,000 Fass fur 1933. Der Ruckgang, ist darauf zuriickzufiihren, dass sich Deutschlands Autarkiebestrebungen auch auf den Heringsfang erstrecken, was man an dem vermehrten Bau von Loggern feststellen kann. In den deutschen Fischereihafen Emden, Leer, Nordenham und Vegesack, zu denen jetzt wieder Gluckstadt an der Elbe kommt, werden neue Logger in Bau gegeben, die noel' in dicsem Jahre auf Heringsfang gcschickt werden.
Aufgabe der Logger ist es, die Heringe bereits wiihrend der Fangzeit zu konservieren, um so den Sommerfang fur den Winter nutzbar zu machen. Sind die anderen Fischdampfer und Hochseekutter nur auf den Fang eingestellt, so dienen die Logger auch zur Arbeit des Einpockelns und Verpackens. Die Logger selbst sind Hirer Bauart und Verwendung naeh holliindischen Ursprungs, was man auch an den hollfindischen Bezeich- nungen und Kommandos merken kann. Wenn die Fleetwache die Mannschaft ruft : " Treck aan, je laarsens, bind voor je eel— a ey halen, wey halen, versta je me, a-el Y " so bedeutet das, die Stiefel an zuziehen und das Schurzfell vorzubinden, urn das Trcibnetz einzuholen. Dieses Treibnetz ist bis zu 4 Kilometer, also fiber 2 Meilen, lang. Es wird entweder " gedeisst", das heisst bei voller Fahrt " achtern " oder riickwarts angebracht, oder " geroit", also seitlich hefestigt. Die Fleetwache muss nun das Treiben des Netzes beobachten, um dann die ganze Mannschaft, beim Dampf-Logger 17 Mann mitsamt dem Kapitiin, zum " wey halen", zum Netzeinholen zu rufen. Ist der Fang an Bord, dann beginnt das " Kaakeri ", das Schlachten der armen Tiere, von denen jeder Mann in jeder Stunde fiber tausend Stuck tatet. Zwei Matrosen verpacken die geschlachteten Heringe in Fasiern, den Kantjes, wobei sie jede Schichte mit Salz bestreuen. Da ern grosser Bedarf an Fiissem bestcht, so wird alles, auch Proviant, Trinkwasser und Kohle, in Fassern aufbewahrt, damit diese mach Gebrauch wieder Heringe aufnehmen konnen.
So werden his an die tausend Heringsfasser innerhalb der Fangzeit, die gewohnlich sechs Woehen dauert, auf dem Logger fertig gemacht und verstaut, urn dann in den Hiifen in Eisenbahn-Waggons umgeladen zu werden. Im Handel wird der Hering Pockelhering, wenn er gesalzen ist, Buckling, wenn gerauchert, Bismarck- hering oder Rollmops, wenn in Essig bereitet, und Mattjeshering, wenn noch nicht geschlechtsreif, genannt. In jeder dieser Formen bildet er eines der wichtigsten Volksnahrungsmittel. F. G.