4 FEBRUARY 1938, Page 16

KUNST DES BAUENS

[Von einem deutschen Korrespondenteni

DIE Miinchener wollten schon immer hoch hinaus. Daraum beherbergen sie jetzt auch die erste deutsche Architektur-und Kunsthandwerksausstellung, natiirlich die grtisste aller Zeiten. Der ganze Ton, in dem die hymnischen Berichte der hypno- tisierten Berichterstatter gehalten sind, zeugt von dieser Monumentalitat. Diese Mentalitat von den Monumenten wirkt monoton und monomanisch. Die Bau-Ausstellung in MiinChen ist sozusagen der zweite Teil einer Kunstschau, deren erster Teil fin Sommer an derselben Stelle, im "Ham der-deutschen Kunst," als Ausstellung der Malerei, Plastik und Zeichnung stattgefunden hatte. Es war dies natiirlich die Schau der " gearteten Kunst," einer vom Fiihrer gebilligten,- gepriiften und als einwandfrei gefundenen arischen Kunstbetatigung. Daneben war aber die Schau der " entarteten Kunst," die einzige kiinstlerische Sensation des Jahres, die zwei Millionen Betrachtern zeigte, was wirldich Kunst ist. DIE Miinchener wollten schon immer hoch hinaus. Daraum beherbergen sie jetzt auch die erste deutsche Architektur-und Kunsthandwerksausstellung, natiirlich die grtisste aller Zeiten. Der ganze Ton, in dem die hymnischen Berichte der hypno- tisierten Berichterstatter gehalten sind, zeugt von dieser Monumentalitat. Diese Mentalitat von den Monumenten wirkt monoton und monomanisch. Die Bau-Ausstellung in MiinChen ist sozusagen der zweite Teil einer Kunstschau, deren erster Teil fin Sommer an derselben Stelle, im "Ham der-deutschen Kunst," als Ausstellung der Malerei, Plastik und Zeichnung stattgefunden hatte. Es war dies natiirlich die Schau der " gearteten Kunst," einer vom Fiihrer gebilligten,- gepriiften und als einwandfrei gefundenen arischen Kunstbetatigung. Daneben war aber die Schau der " entarteten Kunst," die einzige kiinstlerische Sensation des Jahres, die zwei Millionen Betrachtern zeigte, was wirldich Kunst ist.

Die erste Architektur-Ausstellung beschrankt sich auf Modelle und Lichtbilder. Sic zeigt das Geleistete und auch die Projekte in den drei Hauptstadten Deutschlands, Berlin, Munchen, • Nurnberg. Von Berlin bekonunt man an sehen die Slider und Modelle der Reichskanzki, des Flughafens, des Luftfahrtministeriums, des Sportfeldes. Miinchen ist vertreten mit Abbildungen vom " Haus der Deutechen Kunst," vom " Haus des Deutschen Rechts," des Reichsbankgebaudes und der Parteibauten am Koniglichen Platz. Nurnberg endlich, die Stadt Hans Sachsens und Julius Streichers, zeigt das Parteitagsgelande, das Marzfeld, das Deutsche Stadion, die Luitpold-Arena, das Zeppelinfeld und ahnliches.

In der Ausstellung ist femer an sehen die Nachbildung der projektierten Hochbrikke iiber die Elbe, die grosste der Welt, fiinfzehn Meter hoher als der Koine!: Dom; dazu viele Briickenbauten der Autostrassen, Ordensburgen, Fiffirer- schulen, Hitlerjugend-Heime, " Kraft-dureh-Freude "-Schiffe, Wehrmachtsbauteri, Flughafen, Kriegsschiffe, ' Kasernen, Kriegsschukn usw. Wer ziihlt die Bilder, nennt die Namen der Modelle, die hier zusammenkamen ?

Diese Architektur, verschwenderisch gestaltet in Pappen- deckel, Holz und Photo, flint die urtteren Ratline des Kunst- Tempels. In den oberen Salen wird das Kunstgewerbe und Kunsthandwerk gezeigt. Nicht als eine gigantische Trodelkammer des Kitsches, sondern in ausgewahlten Muster- exemplaren. Biicher, Glaser, Keramik, Lampert, Mabel, Schmuck, Spielzeug, Webereien mid Wirkereien, dies alles meist in bunten Farben und kiihnen Formen. Diese Abteilung, die vom " Unbekannten Soldaten " des Kunstgewerbes geschaffen wurde, ist fiir den Kenner natiirlich viel aufschluss- reicher als die Parade der Monumentalitat, entworfen von den fiihrenden Architekten und dem Architekten-Fiffirer.

Eine solche Ansarnmlung von Monumentalitat ist selbstver- standlich eine gottgesandte Gelegenheit fiir monumentak Ansprachen. Herr Goebbels und Herr Hitler machten davon ausgiebig Gebrauch. Die Orgie dieser Wortkaskaden erhielt noch ihre besondere Weihe durch die Anwesenheit des jugoslavischen Ministerprasidenten, der als Ehrengast zwischen die Ley, Rosenberg, Schirach und Streicher plaziert wurde. Herr Goebbels als Festredner ilbertraf sich selbst. Er erzatilte riihrende Anekdoten aus den Tagen des noch unbekannten Herrn Hitler, als dieser mitten in politischen Kampagnen zusanunen mit seinem Architekt-Genossen Troost mit " breiten Bleistiftzilgen die Riesenstadt Berlin neu gestal- tete," wie diese beiden Manner "sich in Planen und Projekten einander entziindeten " in nachtelangen Konferenzen vor einer entzlickten Gefolgschaft. Herr Hitler, der fest iiberzeugt war, sich einst als Baumeister einen Namen an machen, sei nun ztun Baumeister des Reiches geworden.

Herr Hitler eroffnete die Ausstellung mit einer Rede, in der er das "Won aus Stein" pries und in ftinf monumentakn Punkten den Ewigkeits-Charakter dieser Worte aus Stein herausmeisselte. Die Ausstellung dokumentiere den Beginn eines neuen Zeitalters. Sic wird in diesem Umfang zum ersterunal der Menschheit gezeigt. Die deutsche Architektur wird der kritischen Priifung der Jahrtausende standhalten mid fiir Jahrtausende der Stolz des Volkes sein. Alle Projekte werden verwirklicht werden. Man kann Architektur nicht diskutieren, nur die Jahrtausende ditrfen dariiber urteilen.

Und damit war die Ausstellung fiir die Ewigkeit eroffnet.