10 DECEMBER 1937, Page 16

PARTEISCHULEN

[Von einem deutschen Korresponlenten]

DIE Parteischule 1st keine Erfindung des Dritten Reiches. Lange vor dem Kriege hatte die Sozialdemokratische Partei eine solche Schule eingerichtet, deren Lehrerin keine geringere als Rosa Luxemburg war. Nach dem Kriege hatte auch die Kommunistische Partei eine solche Schule eingerichtet, in wekher der Nachwuchs der Bewegung erfasst wad politisch wie wissenschaftlich geschult werden sollte. Jetzt, im fiinften Jahre ihrer Herrschaft, beginnt auch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter Partei an die Errichtung einer Parteischule zu gehen, die naturgemass an Aufmachung und Quantitat alle bisherigen Versuche, aus Menschen Politiker zu machen, weit hinter sich 'asst.

Es 1st in letzter Zeit ilber den Aufbau clieser Nazi Partei- schule viel gefliistert worden. Aber erst in den letzten Tagen hat Herr Ley, der Reichsorganisationsleiter der N.S.D.A.P., den Schriftleitem der deutschen Presse und damit der Offent- lichkeit einen "Oberblick fiber alle Plane dieser Art gegeben.

Die Ausbildung beginnt beim Kinde. Die ausgewahlten Jungen kommen im Alter von zwolf Jahren auf die sogenannte Adolf-Hitler-Schule, von denen es in Zukunft in jedem Gau eine Schule, also insgesamt 32, geben wird. Die Auswahl 1st eine strenge. Hitler-Jugend und Ortsgruppenleiter werden die Jungen vorschlagen, 1Creis-, Gau-und Reichs-Leitung werden das " Menschenmaterial " noch einmal sieben. l3isher wurden fast 40 per cent. der Jungen von der Reichsleitung zuriickgewiesen. Der Dienst oder Unterricht dauert sechs Jahre ; er wird in Form von Arbeitsgemeinschaften, Kollegs und Serninaren erteilt. Priffungen fmden nicht statt. Die Klassen werden für etas Verhalten des einzelnen Schillers oder Rekruten verantwortlich gemacht. Jede Schule umfasst 600 interne und 300 externe Schiller, die auch ausserhalb clienen.

Als Achtzehnjahriger wird der Jangling einen siebenjahrigen Dienst in den " anderen Schulen des Lebens " antreten, der ihn durch den Arbeitsdienst, die Armee und das 'Berufsleben fiihrt. Hat er sich auch these Zeit tadellos gehalten, dam darf er sich, 25 Jahre alt, " freiwillig " als Ordensjunker melden. Der Dienst in den Ordensburgen umfasst weitere vier Jahre. Zuerst kommt der Junker auf die Ordensburg Crossinsee in Pommern. Dort wird Fliegen, Leichtathletik, Rassenlehre, Reiten, Wassersport gelehrt und getrieben. Das- zweite Jahr gehart der Ordensburg Vogelsang. Hier wird- auf der grossten Sportanlage der Welt mit 96 Quadratkilome- tern—ausschliesslich Leichtathletik geilbt. Femer soil auf geistigen Gebiet die Rassenlehre " vertieft " werden. Das dritte Jahr Sieht den Junker auf der Ordensburg Sonthofen im Allgau. flier wird in zehn Alpenhiitten vomelunlich Bergsport betrieben. Schliesslich gelangt der junge Mann auf die Ordensburg Marienburg in Ostpreussen. Hier wird aber die sportliche Betatigtmg etwas zurficktreten zugunsten einer " geistigen Ausrichtung auf die Ost-Probleme." Hat der rassisch vorgebildete Landsknecht these Schulen und Ordensjahre geistig und korperlich riistig iiberstanden, clam gelangt er auf die Hochschule am Chiemsee fiir die letzten fiinf Jahre, bevor er endgiiltig ztun Parteifiihrer befordert wird. Die Hochschule am Chiemsee wird sich in vier Gruppen gliedem : Das Forschungsinstitut mit Bibliothek, die Akademie mit der Lehrererziehungsanstalt, em n Lager mit 600 Mann für jene Stamm-Matmschaften, die alljahrlich Her einen Monat Weltanschauungs-Kurs abzudienen haben, eine Adolf- Hitler-Schule, wo der praktische Unterricht gelehrt wird.

Zwischen diesen Kasernenschulen gibt es ferner Qtterverbin dungen. Die Junker auf den Ordenschulen werden in jedem Jahr dreimal auf je einen Monat in die Gaue abkommandiert. Dafiir haben die Politischen Leiter vier Wochen Reserve- Dienst in den Ordensburgen ; da man alljahrlich so 12.000 Pol. Leiter erfassen kann, gelangt jeder Pol. Leiter der Nazi- Partei alle drei Jahre zur Auffrischung "auf eine Ordensburg. Femer werden in den Burgen Stamm-Mannschaften ausgebil- det, die zusammen mit den " Drillmeistem," Sprachlehreren und Sportlehrem den Dienst versehen. Ausserdem soll Sit jede Ordensburg em n riesiges Hotel mit 2000 Betten fiir die "'Kraft durch Freude "—Organisation angegliedert werden, wo innerhalb von 50 Jahren rund 14 Mfllionen Deutsche zur siebentAgigen Erholung abkommandiert werden. Auf diese Weise wird zwischen Parteischulen und Urtanbskasernen .ein inniger Kontakt hergestellt, der sich zum Segen des Drittea Reiches unzweifelhaft auswirken wird.