FRAUENSCHAFTEN
[VON EINEM DEUTSCHEN BORRESPONDENTEN.]
FAIINES der merkwurdigsten Dinge ist in Deutsch- 11 land heute die Frauenbewegung. Ihre Geschichte innerhalb der letzten. zehn Jahren erklart manehes in der gesamten deutschen Politik.
Im Jahre 1925 bildete sich in Thuringen urn Guida Diehl ein " Deutseher Frauenorden," der auf dem ,Standpunkt stand, dass Frauen nur Pflichten, aber keine Rechte hatten. Eine andere Frauengruppe forderte demgegenuber wie die alten Germanen die vollige Gleich- berechtigung von Frau und Mann. Herr Alfred Rosen- berg, der Sachverstandige fur Weltanschauungsfragen der Natsoz. Partei, bekannte sich aber zur Vorherrschaft des Marines. Worauf die " nordischen " Frauen die Partei Hitlers und Rosenbergs verliessen. Der " Deutsche Frauenorden " organisierte das " Rote Hakenkreuz " zur Pflege verwundeter SA-Leute, sowie Strick-Kranzehen, wo fur warme Strumpfe gesorgt wurde. Nach einigen Jahren organisatoristhen and politisehen Wirrwarrs wurden die Frauen-Arbeitsgemein- schaften des Goebbels mit dem Frauenorden des Gregor Strasser zu der " Nationalsozialistischen Frauensehaft " verschmolzen.
• Nach dem Anbrueh des Dritten Reichs wurde die NS Frauenschaft aufgefordert, zusammen mit der kon- servativen Reichsarbeitsgemeinschaft Deutscher Frauen- verbande die Deutsche Frauenfront (DeFraFro) zu bilden. Aber die Frauenfront fiel wieder auseinander und Hitler beauftragte einen gewissen Krummacher, bei den Frauen durchzugreifen. So enstand am 17.9.1933 das Deutsche Frauenwerk, wahrend die alteste NS Frauengruppe " Rotes Hakenkreuz " wie auch der monarchistische Konigin-Luise-Bund aufgelbst wurden.
Vor einem Jahre kritisierte noch der Frauenkomrnissar Ley : " Wir haben ein Volk, einen Fiihrer, ein Reich- aber noch dreissig Frauenverbande." Das war fin August 1933. Aber ein Jahr spater gibt es sogar einund- dreissig Reichsspitzenverbande, die in etwa dreissig Gau- Frauenschaften zusanunen gefasst werden. Letztere werden aber von Mannem geleitet, da der Nationalso- zialismus nicht an die Fiihrereigenschaften von Frauen glaubt. NS Frauenschaft, Deutsches Frauenwerk and Frauenarbeitsdienst sind in einer Zentralstelle zusam- mengeschlossen, wobei letzterer politisch wie finanziell im letzten Halbjahr besonders stark unterstiitzt wurde.
Innerhalb dieses Arbeitsdienstes geht der Kampf um den Sinn der Frau immer weiter. Hier stehen sich die Weibchen-Gruppen der Guida Diehl und die Amazonen- Gruppen der Carola Struve gegeniiber. Erstere wollen die Frauen lediglich zum Kinderkriegen, letztere auch zu Kanonenfutter erziehen. Diehl streitet der Frau jede Fuhrereigenschaft ab, Struve will die Mutterherrschaft, das Matriarchat, von dem sic noch Reste irrn heutigen England sieht, einfiihren. Dieser Streit aber ist nicht allein komisch, wie es dem Aussenstehenden scheinen mag. Er ist dadurch tragisch geworden, weil ja der Frauen-Arbeitsdienst systematisch die Jugend erfasst. Und es ist ein grosser Unterschied, ob die MAdchen and die jungen Mutter mehr am Kochtopf oder am-Maschinen- gewehr ausgebildet werden. Werden doch schon die mannlichen Nationalsozialisten, die gegen eine Mili- tarisierung der Frau sind, als blutlose Pazifisten abgeur- teilt. Sind auch heute noch viele deutsche Frauen gegen die Zuchtbiicher und Korungskommissionen derer um Dane, so sind viele von ihnen heute doch noch filr das Rassen-und Fiihrer-Prinzip. Erst wenn dieses wird der Weg frei fiir die eigentlichen Frauenfragen.
F. G.