29 MAY 1936, Page 15

Bauern

[Von einem deutschen Korrespondenteni DIE griisste Bauernschau Europas ist kiirzlich in der Goethe- stadt Frankfurt am Main eraffnet worden. Wean ein Besucher diese Schati, die offiziell die " Dritte Niihrstandsausstellung " licisst, viillig durchwandent wollte, dann miisste er eine. Strecke von fiber achtzeim Kilometem zuriieklegen. Sieben-, tausend Maschinen, dreitausend Tiere, dreizehnhundert Knser mitten wollen bewundert sein.

Zuni dritten Male findet ein soleher Itiesenaufmarsch der . .

deutschen Bauernschaft im Mitten Reiche stall. Vor zwei Jahren in Erfurt, mitten im griinen Thiiringen, war

diese Bauernschau nix:It ein Versuch. Vor Jahresfrist fund die Reichsniihrstandsausstellung in Hamburg, also an der NVasserkante statt, und wurde von einer halben Million Mensellen besucht. Diesinal soil die Schen einen Rekord-, besuch bringen.

Dreierlei soil die Ausstellung vollbrIngen. Sie soli zuerst eine Rechensehaft fiber das jut crgangenen Jahr Geleistete, darstellen. Ferrier soil sic dent deutschen Bauerntum die Arbeitsparole fiir das kommende Jahr bringen. Sehliesslich, soil sic alien anderen Volksgenossen in Stadt und Land die. Arbeftim Kampf urn die " Naltrungsfreiheit unseres Volkes vor Augen final n, und das Bauerntunt als die Grundlage von Staat, Volk und Wirtsehaft erkennen lassen.

Die ZieLsetzung der Bauernschau verfolgt also organisato- rische, strategische und politische Ziele. Hier kann man die

Wurzeln der nationalsozialistischen Krllfte genau und

sorgfiiltig studieren, die sonst dein aussenstehenden Beob- achter verborgen bleiben. Dural die unistrittene l'arole

" Zurfick zur &hone ! ", durch die Fesselung des Menschen an den Boden, durch die Weekung und Pflege seiner Besitz-. instinkte ist es dent Fiihrer und semen Unterfiihrern tatsiich-.. lich gelungen, eM gauzes Volk vor den Pflug zu spannen.

Die grossartige Frankfurter Fest:Italie, die einst von Gustav Mahlers landlicher dritten Riesensymplionie widerhallte, ist nun in viele kleine Minnie gegliedert ; sic fiihrt den Namen " Reichsniihrstandhaus " und enthillt alles, was mit Bauern- politik " zusammenhiingt, besonders also Gesundheits—und Vererbungsfragen, I3auernfunk usw. Nalic daneben betindet skit das " Haus der Marktordnung." Alles andere ist in Sonderhitusem im Freigeliinde untergebracht. Da gibt es vor alleni einen Musterbstuernhof inmitten von flint' Ilektar' bebauten Landes. In der " Weinbaulehrschau " gibt es einen ganzen Musterweinberg mit anschliessender Wein- kosthalle. Wichtig fiir die landwirtschaftliche Produktion ist das " Haus der Diingung." Rund um this " Haus der Pflanzenzucht " wachsen Hunt', Mohn, Raps und Soja.

Daneben ist das " Haus der Mileliwirtschaft " mit einer anschliessenden Molkereikostlialle. Von bier gelangt man ins Reich der Vierbeiner, die in achzig Itiftigen Hallen tinter- gebracht sind. Die besten und schiinsten Tiere werden tfiglich in Vorfiihrungsringen tausenden von Besuchent gezeigt werden. Das " Haus der Masehinen " und das Haus der Elektrotechnik " bilden den Abschluss.

Natfirlich gibt es in einer solchen Ausstellung auch einige heitere Episoden. Da triigt em Diingerkiibel die Aufsehrift : "Janette ist Gold ! " Da ergeht die Einladung, deutsche Zigarren zu kaufen ; sie bestehen zum Teil aus badischen Tabaken, alter nur zur Halfte. Da gnmzen Dutzende von Jolanthes, wic die deutsche San jetzt nach ihrent Erfolg in einem Schwank allgemein genannt wird. Da gibt es eine feierlich aufgebahrte priirniierte Daucrwurst, die an der Prii- fungsfahrt für Dauerwaren " Rund um Afrika " im April teilgenommen hat. Da gibt es biederc Schwarzwahlbatieni, die mit riesigen Stlissen von bunten Prospekten bepackt sind und mehr oder minder unschliissig zwisehen der Wein- kosthalle und der Milchkosthalle hin und her sehwanken.

Reichsbauernfiihrer Diirre eniffnete im Ehrenhof, der mit dem Reichsadler und dem mit Akre und Sehwert gez:erten Hakehkreuz geschmiiekt war, die Ausstellung. Seine Parolen tauten Fiirderung des Landeskultur, Kampf dem .Verderb, Ncuordnung der Tierzucht, Steigerung der Futtererzetigting. Vermehrung der Maschincn. Handwerk und Landwerk miissen den Gemeinschaftsgedanken lebendig erhalten, denn beide schaffen an demselben Werk.

Sagt doch auch Luther in semen Tischreden : "Des Bauern

Arbeit ist am- frahlicititen und roll Hoffnung " F. G.